
Der Markdorfer Luftfahrtzulieferer erweitert mit dem Zukauf einer Pumpen-Firma sein Portfolio. Inhaber Martin Homburger erläutert die Hintergründe und gibt Einblicke in den Geschäftsverlauf seines Unternehmens.
In der Halle direkt am Eingangstor steht festgezurrt auf einer Palette eine große Kiste. Der Aufkleber verrät das Ziel: Die Kiste geht nach Albano Laziale bei Rom, in die Sommerresidenz des Papstes. Drinnen in der Kiste sind Pumpen aus Markdorf für eine italienische Radartechnikfirma, die weltweit Rüstungsfirmen mit Sicherheitssystemen ausstattet.
Was Martin Homburger beim Hinausgehen eher beiläufig erwähnt, ist eine spannende Fußnote zum Anlass des Termins bei dem Inhaber der Firma Homburger Maschinenbau: Mit der Übernahme der Firma Richter Elektromedizin GmbH (Sauldorf-Rast) hat Homburger das Portfolio seines Unternehmens erweitert. Bislang hauptsächlich ein Zulieferer für die Luftfahrt- und Automotive-Branche, wird das Unternehmen mit dem Zukauf nun auch noch stärker auf den Märkten für Medizin-, Elektro- und Radartechnik aktiv.
Die Homburger Maschinenbau GmbH im Gewerbegebiet Riedwiesen stellt Sonderanwendungen und Spezialbauten für die Luftfahrt- und Maschinenbaubranche her. Zum Kerngeschäft gehört auch die Überholung von Triebwerkskomponenten. Martin Homburger ist geschäftsführender Gesellschafter, er hat die Firma im Oktober 2007 gegründet.
Übernommen hat Homburger den Pumpen-Produzenten Richter bereits im vergangenen Herbst. Der Name ist geblieben, aber die Firma ist nun eine Tochter seines eigenen Unternehmens. Durch einen glücklichen Zufall habe er vor einigen Jahren Firmengründer Siegfried Richter kennengelernt, der sich mit Mitte 80 zur Ruhe setzen wollte. „Seit 2022 habe ich mich schon um das Unternehmen beworben“, deutet Homburger an, dass es offenbar kein einfaches Unterfangen war, den Gründer vom Verkauf seines Lebenswerkes zu überzeugen.
Pumpen-Produktion inzwischen in Markdorf
Inzwischen hat Homburger auch in Markdorf eine Produktionslinie für die Pumpen eingerichtet, die Fertigung läuft, der Kundenstamm sei nahtlos übernommen worden, neue Kunden bereits hinzugewonnen. „Mit den Pumpen habe ich mir ein neues Standbein zugelegt, das hat mit Luft- und Raumfahrt gar nichts zu tun“, sagt Homburger. In der Radartechnik, wie im Falle des italienischen Kunden, braucht man die Pumpen, um die Systeme vor Feuchtigkeit und Verschmutzung zu schützen. Anwendung finden sie aber auch in der Medizintechnik, zum Beispiel für Geräte, die die Raum- oder Atemluft reinigen. Auch für hochsterile Medizinanwendungen sei eine solche Pumpe geeignet, sagt Homburger: „Der Unterdruck ist nicht im System, sondern erst an der Dose. Damit können keine Keime durch Überdruck angesaugt werden.“
Was auf den ersten Blick ein wenig befremdlich anmutet, schließlich haben zum Beispiel Inhalatoren nicht allzu viel mit Triebwerkskomponenten gemein, folgt einer klaren Strategie. „Automotive nimmt immer stärker ab, man muss sich künftig breiter aufstellen und diversifizieren“, sagt Homburger. Dabei sind die Pumpen, konkret handelt es sich um Membran-Kompressoren und Vakuumpumpen, tatsächlich keineswegs fremd in Homburgers angestammten Branchen. Denn sie finden auch in der Luft- und Raumfahrt Verwendung.
Geschäfte laufen aktuell gut
Mit den Geschäften für sein Unternehmen sei er aktuell zufrieden, trotz Wirtschaftskrise und instabiler politischer Weltlage: „Wir haben eine gute Auftragslage, unser Schwerpunkt liegt derzeit im Luft- und Raumfahrtbereich beim Thema Triebwerksüberholung.“ Also krisenfeste Geschäfte, mag man sagen. Ein gravierendes Problem gibt es dennoch, und das teilt sich Homburger mit so ziemlich allen anderen mittelständischen Unternehmern in der Region: Es ist der viel zitierte Fachkräftemangel. „Wenn wir noch welche bekommen wollen, müssen wir über Deutschland hinausschauen“, sagt Homburger. Und er sagt auch: „Du musst heute ein Package bieten.“
Wohlfühlpaket gegen Fachkräftemangel
Package, neudeutsch-englisch für Paket, heißt für ihn: „Wir sind behilflich bei der Wohnungssuche, kümmern uns um die Behördenangelegenheiten, haben die Familie der neuen Mitarbeiter im Blick.“ Das sei bei ihm „Chefsache“. Soziale Kompetenz auch zu zeigen, sei ein Dreh- und Angelpunkt. So biete er den neuen Mitarbeitern, die aus der Ukraine, aus Moldawien, aber auch aus den anderen aktuellen Fluchtländern kommen, etwa deutsche Sprachkurse an. Ohne dieses Engagement und ohne diesen Komplettservice gehe es nicht, weiß Homburger aus Erfahrung. Ziehen die Geschäfte weiter an und stehen noch öfters Kisten für die Papstresidenz am Hallentor, wird er auf diese Erfahrungen noch häufiger zurückgreifen müssen.
Quellen und Fotonachweis: Südkurier 17.01.2025